In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu Zeiten des deutsch-französichen Krieges (1870/71) beschloss der katholische Schulvorstand der Stadt Bochum ein neues Schulhaus zu errichten, die Bluecherschule Bochum. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren die steigenden Schülerzahlen der Stadt. Durch den Zuzug polnischer Arbeiter in die westliche Industrieregion hatte sich die Einwohnerzahl von 2.000 am Anfang des 19. Jahrhunderts auf über 100.000 zum Ende des Kaiserreiches vervielfacht.

Als Fläche für den Schulneubau wählte man ein Grundstück in der damaligen Blücherstraße (ab 1979 in Stühmeyerstraße umbenannt), zentral gelegen und gut erreichbar. Angrenzend an das Baugrundstück lag das Kloster und Waisenhaus des Redemptoristen-Ordens. Der Orden hatte sich 1868 in Bochum niedergelassen und sich der Polenseelsorge verschrieben.

Im August 1874 wurden die ersten Vorbereitungen für den Schulbau getroffen. Es wurden die notwendigen Baugenehmigungen aufgestellt, die die grundsätzlichen technischen Belange des Bauvorhabens regelten. Im Mai des darauffolgenden Jahres (1875) beauftragte man das Bauunternehmen J.L. Allertz mit den Baumaßnahmen. Mit der Grundsteinlegung am 1. Juni desselben Jahres begannen die Bauarbeiten, die aber drei Monate später schon wieder ruhten. Denn damals wie heute liefen Bauvorhaben nicht problemlos und ohne Reibereien ab. Der Architekt Krieger warf dem Bauunternehmer Allertz mehrfach vor, die Baubedingungen nicht einzuhalten und minderwertige Materialien verwendet zu haben. Die Unstimmigkeiten gingen soweit, dass die beiden Streithähne sich vor dem Richterpult wieder trafen. Allertz wurde der Bauauftrag entzogen und im Februar 1876 an den Bochumer Mauermeister Fritz Gerbers weitergegeben. Unter dessen Aufsicht konnte der südliche Gebäudeteil im November 1876 und der nördliche Gebäudeabschnitt termingerecht im August 1877 freigestellt werden.

Der genaue Zeitpunkt der Aufnahme des Schulbetriebes lässt sich nicht mehr exakt datieren, ebenso wenig geben die alten Akten Aufschluss über die Schülerzahlen der folgenden Jahre. Wir wissen nur so viel, dass im Jahre 1903 der Raumbestand immerhin 12 Klassenzimmer, ein Rektoren-, ein Konferenz– und ein Lehrerzimmer sowie einen Kinosaal und eine Hausmeisterwohnung umfasste. Im Laufe der Jahre wurde das Schulhaus mehrfach umgebaut und modernisiert.

Als sich am 4. November 1944 der Himmel über Bochum unter dem Bombardement der Alliierten rot färbte und fast 85% der Bochumer Innenstadt zerstört wurde, blieb auch das Gebäude in der Blücherstraße nicht verschont. Wie schwer das Schulgebäude getroffen und in Mitleidenschaft gezogen wurde, wissen wir nicht genau. Auch über die Wiederaufbaumaßnahmen liegen keine Informationen vor. Aktenkundig belegt ist nur die Tatsache, dass das Gebäude erst wieder im Dezember 1950 in Dienst gestellt werden konnte.

Die Kinder zu guten Christen, Schülern und Staatsbürgern heranziehen, so formulierte man die pädagogische Zielsetzung der wiedereröffneten katholischen Volksschule. Die konfessionelle Bindung der Schule wurde bereits 1940 aufgehoben. Die Trägerschaft der Ausbildungsstätte wechselte mehrfach in den Jahren seit die ersten Schüler ihre Lese-, Rechen- und Schreibversuche im Gebäude an der Blücherstraße gemacht hatten: Zunächst unterstand die Schule der Schulgemeinde zu Bochum, ab 1899 übernahm die Stadt Bochum die Trägerschaft (bei konfessioneller Bindung), 1924 ging die Trägerschaft nochmal an den Schulverband Bochum, bis sie 1936 endgültig von der Stadt Bochum übernommen wurde.

Auch die Straßennamen rund um das Schulgebäude änderten sich im Laufe der Jahre. Auf die Huldigung des Kriegshelden der napoleonischen Freiheitskriege, General Gebhard Leberecht von Blücher (1742 – 1819) als Namensgeber der Straße, folgte die Umbenennung in Stühmeyerstraße, um so den ehemaligen Landrat des Landkreises Bochum und späteren Polizeipräsidenten der Stadt zu ehren.

1966 zog die neu gegründete Hans-Böckler-Realschule, benannt nach dem deutschen Gewerkschaftsgründer, in das Gebäude ein. Steigende Schülerzahlen führten jedoch zu einem baldigen Wiederauszug. Nach fünf Jahren übersiedelte die Realschule in einen größeren Neubau. Ab Dezember 1972 war die Zentrale der kommunalen Datenverarbeitung der Stadt Bochum in dem alten Schulgebäude untergebracht. Die letzte Nutzung durch die Stadt erfuhr das Gebäude 1998, als dort eine Poststelle eingerichtet wurde.

Im Dezember 1999 begannen die Umbaumaßnahmen der alten Schule, um einen Umzug unseres Institutes vom Harpener Feld in die Stühmeyerstraße zu ermöglichen. Seit April 2001 ist die alte Blücherschule nun Sitz der Foerster & Thelen Marktforschung Feldservice GmbH. Keine 300 Meter vom Bochumer Rathaus liegt unser Institusgebäude im Herzen der Stadt.

vordemumbau
treppeaufzug1
treppe1
schulevonoben1
schule_westring1
schule_parktplatz1
marktamimbuschplatz1
innenflur1