Auf der Pressekonferenz zum Auftakt der CeBIT betonte Bitkom, dass deutsche Unternehmen großen Nachholbedarf bezüglich der Digitalisierung haben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nur knapp 58 % der Betriebe, laut eigener Aussage, über die erforderlichen Mitarbeiter verfügen, um den Prozess der Digitalisierung anzukurbeln. Laut Dr. Bernhard Rohleder, den Bitkom-Hauptgeschäftsführer, geht es in der heutigen Zeit nicht nur darum, Geschäftsprozesse zu digitalisieren sondern um “völlig neue Geschäftsmodelle und die Frage, wer etwa in der datengetriebenen Plattformökonomie die Führung übernimmt… Die Zurückhaltung bei der Nutzung sozialer Medien und beim Einstieg in die App-Ökonomie steht geradezu symbolisch für den noch zu zögerlichen Ansatz vieler Unternehmen bei der digitalen Transformation“.

Auf der CeBIT, die vom 14. bis 18. März in Hannover stattfindet, haben Unternehmen die Möglichkeit, sich über digitale Strategien und Technologien zu informieren. Bitkom beschäftigt sich auf der Leitmesse, die unter dem Motto “d!conomy” steht, mit Trends wie dem 3D-Druck, Virtual Reality und Robotics bis zum Internet of Things.

Doch welche Auswirkungen werden Digitalisierung und Automatisierung über kurz der lang auf unsere Arbeitswelthaben? Selbstverständlich ist mittlerweile der Einsatz von Robotern in der Autoindustrie, es wird z. B. nicht mehr per Hand geschweißt, geschraubt oder lackiert. Auch in Banken, der Versicherungsbranche oder in Reisebüros hat der Computer oder besser gesagt, haben Internetportale den einen oder anderen Job bereits auf dem Gewissen.

In einer Studie aus 2014 haben Forscher ausgerechnet, dass Computer jeden zweiten Job machen können und stellten die Daten für über 700 Berufe online. Die Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osbornehaben Wahrscheinlichkeiten für diese Berufe ermittelt. Nach ihren Berechnungen sind 47 % der Jobs in den Vereinigten Staaten in den kommenden zehn oder 20 Jahren durch Automatisierung gefährdet. Dabei werden z. B. rund 3500 Brücken– und Schleusenwärter mit einer 98-prozentigen und Zahntechniker mit einer 92-prozentigen Gewissheit arbeitslos werden. Dagegen wurde für Zahnärzte quasi eine Beschäftigungsgarantiediagnostiziert.

Jeremy Bowles, ein Ökonom der London School of Economics (LSE), hat auf Basis der amerikanischen Daten dieWahrscheinlichkeiten für Europa berechnet, die ähnlich besorgniserregend ausfielen. Demnach sind zwischen 46,7 % (Schweden), 47,2 % (Großbritannien), 51,1 % (Deutschland) und 61,9 % (Rumänien) der Jobs in den 28 EU-Länderndurch die technologische Entwicklung gefährdet. Laut Bowles, ist es zu erwarten, dass der technologische Fortschritt – gerade im Bereich der mobilen Roboter, der lernenden Maschinen und der künstlichen Intelligenz – Jobs mit niedrigen Löhnen und niedrigen Qualifikationsniveaus beeinträchtigen wird. Grundsätzlich überrascht es nicht, dass die reicheren EU-Länder im Norden vermutlich weniger beeinflusst werden als ihre Nachbarn an der südeuropäischen Peripherie. Es stellt sich jedoch die Frage, warum Deutschland in so hohen Maße gefährdet ist. Bowles erklärt es damit, dass Deutschlands Wirtschaft noch immer viel auf Produktion ausgelegt ist und weniger auf Dienstleistungen, wie zum Beispiel die britische. Der Anteil des produzierenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaft ist in Deutschland höher als in anderen EU-Ländern.

Bevor wir jedoch in Panik verfallen, muss uns klar sein, dass die Entwicklung der Arbeitswelt nur schwer verlässlich prognostizierbar ist, da sich nicht alles bereits jetzt kalkulieren lässt. Bowles ist der Meinung, dass es wahrscheinlich ist, dass in den kommenden zehn Jahren komplett neue Tätigkeitsfelder und Berufsbilder entstehen werden. Für die nächste Generation an Arbeitnehmern bedeutet es, dass sie so ausgebildet werden muss, dass sie mit ihren Fähigkeiten vom technologischen Fortschritt profitieren kann anstatt von ihm gefährdet zu werden. Um das zu erreichen, müssen die Lehrpläne an Schulen und Universitäten so geändert werden, dass gerade Fähigkeiten im Bereich der sozialen und kreativen Intelligenz gefördert werden. Als positives Beispiel gilt Großbritannien, die verpflichtenden Programmier-Unterricht in staatlichen Grundschulen und Mittelschulen eingeführt hat. Alle Kinder, die diese Schulen besuchen, müssen an den Kursen teilnehmen. Dort lernen sie, wie Computer funktionieren und wie sie Programme schreiben. Laut Michael Gove, ehemaliger Bildungsminister, können Kinder nur dann besser auf die Zukunft vorbereitet werden, wenn sie die Sprache der Zukunft verstehen und das ist Computerprogrammierung.

Quellen: marktforschung.de, welt.de, qz.com, welt.de,
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