Marktforschung rund um autonome Fahrzeuge: In naher Zukunft werden Autos eigenständig fahren. Schon jetzt gibt es teilautonome Autos auf dem Markt. Sie parken selbständig ein, bremsen bei Gefahr oder lenken bei Unachtsamkeit zurück in die Spur. Branchenexperten sind sich einig, dass die Hersteller in spätestens zehn Jahren die nächste Stufe zünden werden. Dann sollen selbstständige Autobahnfahrten möglich sein. Erste Prototypen sind bereits auf den Straßen unterwegs.

Audi, BMW und Mercedes forschen an selbstfahrenden Autos, Volvo will 2017 erste Testwagen an Kunden ausgeben und die Amerikaner haben im Sommer das erste Self-Driving Car von Google auf die Straße gebracht. Zu sehen sind einige Prototypen auf der Autobahn 9, die der Verkehrsminister Dobrindt für autonome Testfahrten freigab. Die Regierung von Baden-Württemberg will die A81 zulassen. In den USA wurde Kalifornien für Testfahrten freigegeben. Neben Google und Apple sitzen hier auch deutsche Autohersteller. Nevada lässt seit Jahren ebenfalls eine Handvoll selbstfahrende Autos auf der Straße zu. Auch Großbritannien teilte mit, dass es unter Auflagen bestimmte Routen freigeben wird.

Angenommen die Technik wäre nun soweit: Wie viele Menschen würden ein solches Fahrzeug kaufen? Und die spannende Frage ist, wie viele der Verkehrsteilnehmer wären bereit, die Kontrolle über ihr Auto gänzlich einer Software zu übergeben? Diesen Fragen ist der Branchenverband Bitkom nachgegangen. Das Ergebnis der Befragung zeigt, dass 37 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen ab 18 Jahren sich durchaus vorstellen können, ein Auto zu kaufen, das selbstständig fährt. 61 Prozent, somit die deutliche Mehrheit, tun dies nicht. Obwohl es derzeit noch keine Fahrzeuge dieser Art zu kaufen gibt, ist das Interesse der Bevölkerung am autonomen Fahren bereits groß, meint Hermann Rodler, ein Mitglied des Bitkom-Präsidiums, da es sehr viel Vertrauen in die Technik erfordert, die Hände vom Lenkrad zu nehmen.

Es gibt jedoch deutliche Unterschiede darin, wo die deutschen Autofahrer bereit sind, die Kontrolle über ihr Fahrzeug abzugeben. Die Mehrheit der Autofahrer (63 Prozent) kann es sich durchaus beim Parken vorstellen. Entsprechende Systeme sind bereits in vielen neueren PKW integriert. 45 Prozent der Autofahrer wären bereit im Stau auf der Autobahn, auf Autopilot zu stellen. Im fließenden Verkehr wäre dies jedoch nur noch eine Minderheit (15 Prozent), in der Stadt oder grundsätzlich sind sogar nur weniger als jeder Zehnte Autofahrer bereit, das Auto selbst steuern zu lassen. Laut Rodler werden diese Werte jedoch schnell steigen, wenn die Autofahrer die Erfahrung machen, dass sie der Technik vertrauen können.

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Fahrzeugentwickler versprechen, dass autonome Fahrzeuge sich an die Verkehrsregeln halten. Wenn dem so ist, dann wird es künftig keine Falschparker, keine Raser und keine Unfälle mehr geben. Die Fahrzeuge werden ihre Geschwindigkeit korrekt an die Verkehrslage anpassen, keine Vorfahrtfehler machen, sie überfahren keine roten Ampeln und parken nur da, wo sie parken dürfen. Laut golem.de waren Googles Fahrzeuge während ihrer 1,7 Millionen Kilometer langen Testfahrt nur elfmal in Verkehrsunfälle verwickelt. In keinem Fall lag die Schuld bei dem fahrerlosen Fahrzeug. Ähnliche Bilanzen können auch die Testautos von Tesla, Mercedes und anderen vorweisen. Das wird zu Folge haben, dass über kurz oder lang die Einnahmen aus Bußgeldern für Verkehrsordnungswidrigkeiten zurückgehen werden. Wie viel Bußgelder die Kommunen in Deutschland insgesamt einnehmen, lässt sich mangels Gesamtstatistik nicht feststellen. Die Analysten der amerikanischen Brookings Institution, einer Denkfabrik für öffentliche Politik, weisen jedoch heute schon darauf hin, dass Kommunen in Zukunft unter empfindlichen Haushaltseinbußen leiden könnten, die landesweit in die Milliarden gehen werden.

Wenn man bedenkt, dass bei knappen Haushaltslagen schon einige Millionen mehr oder weniger bei wichtigen Bildungs-, Sozial– oder Straßenbauprojekten den Ausschlag geben, darf dieser Punkt nicht außer Acht gelassen werden. Es stellt sich auch die Frage, was dann mit den Verkehrspolizisten und Politessen geschehen wird? Sie werden sich wohl anderen Betätigungsfeldern widmen müssen. Ein weiterer Rückgang staatlicher Einnahmen könnte auch durch Fahrzeuge entstehen, die immer effizienter Brennstoffe verbrauchen. Denn damit würden die Einnahmen aus der Spritsteuer zurückgehen. Die Frage ist, ob und wie der Staat diese innovationsgetriebenen Verluste mit neuen Steuern und Gebühren ausgleichen kann. Brookings schlägt vor, Nutzungsgebühren für ein öffentliches Carsharing zu entwickeln. Daraus könnte sich ein neuer öffentlicher Personennahverkehr entwickeln. Alexander Holst von der Unternehmensberatung Accenture hält das für eine gute Idee, unter der Voraussetzung, dass die Stadt das selbst in die Hand nimmt oder wenn ein Kommunalverband für viele Städte eine gemeinsame Plattform aufstellt.

Wir sind gespannt was da noch so auf uns zukommt und wie schnell die neue Technologie erschwinglich und somit für jeden von uns zugänglich sein wird.

Quellen: welt.de, golem.de, statista.com

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