MARKTFORSCHUNG RUND UM ESSGEWOHNHEITEN

 In Allgemein

Marktforschung rund um Essgewohnheiten: Bei einer aktuellen Verbraucherstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ”Consumers’ Choice 2015“, wurden die Essgewohnheiten von 30.000 Bundesbürgern untersucht. Das Ergebnis: Das Essverhalten hierzulande verändert sich gerade radikal.

In den letzten zehn Jahren haben die Deutschen drei Milliarden Mahlzeiten weniger zu Hause gegessen. Aus den eigenen vier Wänden haben sich insbesondere das Frühstück und das Mittagessen verabschiedet. Man isst auswärts. Laut Christoph Minhoff, dem Hauptgeschäftsführer der BVE, fehlt es den Menschen an festen Strukturen im Alltag, bedingt durch großen Zeitdruck und einem hohen Grad an Mobilität und Spontanität. Wenn also feste Konsummuster eher zum Stressfaktor werden, dann verzichten wir immer häufiger auf diese traditionellen Ernährungsrituale.

Sehen wir uns die Zahlen mal genauer an. Die GfK gibt an, dass bei den 30- bis 39-Jährigen lediglich noch gut jeder Zweite wochentags zu Hause frühstückt. Sogar Kinder verlassen das Haus vielfach ohne zu frühstücken, besser gesagt nur noch 2/3 der 3- bis 5-Jährigen nehmen die 1. Mahlzeit des Tages, vor dem Besuch des Kindergartens, zu Hause zu sich. 2005 waren es noch fast 77 Prozent der Kleinkinder. Wenn es um Mittagessen geht, werden 2015 nur noch 41 Prozent der Kleinkinder von Mama oder Papa bekocht. Der Rest isst in der Kita und die etwas Älteren öfter in der Schule (2005 waren es noch 69 Prozent der 3- bis 5-Jährigen). Bei den Erwachsenen liegt es zum Teil am Beruf, warum sie sich für den Außer-Haus-Verzehr entscheiden. Laut dem BVE-Chef Minhoff trifft es jedoch nicht auf alle Haushalte zu. Oft wird auf Grund von fehlender Gelegenheit, Motivation oder schlicht und einfach dem fehlenden Können die Küche nicht benutzt. Der Anteil der Menschen, die praktisch nie kochen, liegt gegenwärtig bereits bei 42 Prozent. Regelmäßig kocht mittlerweile nur noch 1/3 der Verbraucher.

Nicht mehr zu kochen bedeutet gleichzeitig weniger einkaufen. Die rückläufige Mengennachfrage versuchen Unternehmen nun durch neue Konzepte zu erschließen, z. B durch ”To-go-Shops“. Hier wird dem Verbraucher ein begrenztes Warenangebot von Convenience-Produkten für den schnellen Bedarf bereitgestellt, in der Regel in hoch frequentierten Lagen wie Einkaufspassagen, Bahnhöfen oder Flughäfen. Die klassische Gastronomie bekommt dadurch zunehmend Konkurrenz. Laut Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), haben es Einzelgastronomen mit einem Full-Service-Restaurant inzwischen richtig schwer. Wettbewerber wie McDonald’s, Hans im Glück, Nordsee oder die neuen Angebote von Bäckereien und Supermärkten tragen dazu bei, dass der Branche Umsätze verloren gehen.

Wenn es um To-go-Konzepte in Supermärkten geht, ist in diesem Segment Rewe besonders aktiv. Nachdem der Testlauf in zehn Geschäften erfolgreich abgeschlossen wurde, soll die Idee in den kommenden Jahren sowohl in den Innenstädten, als auch in Tankstellen bundesweit umgesetzt werden. Seit ungefähr einem Jahr testen Rewe und Aral ein adäquates Konzept und bieten an insgesamt zehn Standorten Nahrungsmittel für die Unterwegsversorgung in der Mittagspause und nach Feierabend an. Die Umsätze an den jeweiligen Tankstellen sind um bis zu 40 Prozent gestiegen, heißt es. Es wird spekuliert, dass demnächst in jeder zweiten Aral-Tankstelle Rewe vertreten sein wird, das wären allein 1250 Läden. Beide Partner teilen mit, dass die Entscheidung frühestens zum Jahresende fallen wird.

Ein anderer Ansatz ist die Verschmelzung von Lebensmittelverkauf und Gastronomie. Ziel ist es den Erlebnischarakter des Einkaufs zu stärken, sagt Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), z. B. in Form von Restaurant-Inseln in den Geschäften, auf denen, vor den Augen der Gäste, frische Menüs in offenen Küchen zubereitet werden oder sogar Kochkurse und Verkostungsveranstaltungen stattfinden.

Die Gastronomen reagieren, indem sie auf die neue Lust der Verbraucher auf Handwerklichkeit setzen, auch um die eigene Küchenkompetenz zu zeigen. Zudem greift die Branche den Trend zu Snacks und Liefer-Essen auf, auch mit Foodtrucks, die oft von Spitzenköchen betrieben werden und sich großer Beliebtheit erfreuen.

Quellen: marktforschung.de, welt.de, focus.de
Foto: Family Making Breakfast In Kitchen Together © Monkey Business – Fotolia.com (ID84477647)

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